"Wer laufen kann, kann auch Traillaufen! Sicher nicht jede Distanz und jeden Schwierigkeitsgrad, sei es nun von der Wegbeschaffenheit, der Höhenmeter oder der Steilheit des Geländes, da wird jeder sein individuelles Maß finden.
Die Anforderungen vor allem an Koordination, Balance und Technik sind beim Berglauf deutlich höher als beim Straßenlauf. Daher ist – wie ja eigentlich immer bei Neuem – eine allmählicher Einstieg anzuraten. Wer zu viel zu schnell will, kann seine Grenzen leicht überschreiten und handelt sich Überlastungen und Verletzungen ein.
Manchem wird auch eine fundierte Anleitung vor allem der unterschiedlichen Lauftechnik helfen."
Harry Hüttmann:
"Ich selbst gehe jetzt auf die 60 zu und laufe noch gerne z.B. bei Läufen wie dem Zugspitz-Ultratrail mit – und die ältesten Teilnehmer sind nochmals deutlich älter als ich.
Aber gerade da beim Traillaufen einerseits das Tempo niedriger ist, andererseits der ganze Körper mit allen Fähigkeiten gefordert wird, ist es definitiv auch für gesunde Menschen auch noch im fortgeschrittenen Alter möglich und empfehlenswert.
Vom Grundsatz her kann also jeder Traillaufen, der sich dafür begeistert in der Natur auf kleinen Pfaden unterwegs zu sein."
SportScheck:
"Oft hört man, dass Trailrunning und Yoga Hand in Hand gehen. Was ist da dran?"
Harry Hüttmann:
"Läufer sollten regelmäßig Yoga betreiben! Beim Yoga werden in hervorragender Weise Kraft, Flexibilität, Balance, Koordination und Entspannung miteinander verknüpft! Besser geht’s nicht. Und Läufer können Yoga zumindest während der wärmeren Monate bestens im Freien machen. Einmal gelernt ist man unabhängig von allen Gerätschaften: Eine Gymnastikmatte reicht."
SportScheck:
"Also kann man seine Laufleistung mit Yoga deutlich verbessern?"
Harry Hüttmann:
"Yoga hat noch einen anderen, für mich sehr wichtigen Aspekt: Yoga ist kein Wettkampfsport, sondern eine intensive Aufmerksamkeitsübung. Ich lerne meinen Körper, meine Leistungsfähigkeit und vor allem auch meine Leistungsgrenzen zu erspüren. Davon kann jeder Läufer im Hinblick auf seine Leistung, vor allem aber für Wohlbefinden, Gesundheit und Verletzungsprophylaxe unglaublich profitieren!"
„Laufen abseits befestigter Wege, Trailrunning, boomt! Wie passt diese „Back to nature“-Bewegung in unseren Lifestyle?“
"Im Alltag sind wir alle ja ziemlich fest im Griff aller möglicher Zwänge und bewegen uns körperlich und geistig in mehr oder weniger vorgegebenen Bahnen. Alles was uns da zumindest ein wenig zu unseren Ursprüngen und zur Natur zurück führt, spricht unsere innersten Instinkte und Gefühle an. Mir geht das jedenfalls so. Beim Traillaufen kann ich mich austoben – ähnlich wie wir das als Kinder getan haben. Ohne festen Plan da laufen, wo es mir gerade gefällt! Für die Feierabendrunde in der Großstadt reicht aber natürlich auch, nur quer über den Rasen und durch die Pfützen im Stadtpark zu rennen."
„Trailrunning ist im Vergleich zu anderen Laufdisziplinen nicht so kompetitiv und auf Bestzeiten ausgerichtet. Das müsste für die Gesundheit positiv sein, oder?“
"Genau, und auch das kritische Thema „Vielseitigkeit“ im Lauftraining passt perfekt zum Traillaufen. Denn dabei kommt es aufgrund der unterschiedlichen Strecken nicht so sehr auf feste Zeiten an. Hinzu kommt, dass in der Traillauf-Szene viel mehr Läufer aus purer Lust an der Landschaft und der Bewegung an sich unterwegs sind als unter Straßenläufern. Das steckt an. Selbst bei Wettkämpfen erlebe ich selten Teilnehmer, denen es um Minuten oder gar Sekunden geht. Wann immer man auf andere Teilnehmer trifft plaudert man miteinander, tauscht sich aus über Strecken und Erlebnisse. Bei den Top-Läufern wird das etwas anders sein, aber im Feld läuft man mit- statt gegeneinander."
Harry Hüttmann:
"Um Kopf und Seele frei zu bekommen, sind am Wochenende und im Urlaub alpine Bergpfade genau das Richtige. Entscheidend ist beim Trailrunning der Freiheitsaspekt:
Frei von Vorgaben, ohne Einengungen durch Trainingspläne und feste Routen Freiheiten nutzen und genießen. Das können wahrscheinlich viele auf andere Lebensbereiche übertragen: Manche vermeintlichen Vorgaben existieren nur in unseren Köpfen und davon sollte man sich lösen. Freiheit beginnt im Kopf!
Letztlich sollte man das gesamte Sporttraining auch nicht zu orthodox sehen und im Zweifel das persönliche Körpergefühl entscheiden lassen: Was sich für mich gut anfühlt ist richtig! Auch wenn die Trainingswissenschaft aktuell vielleicht gerade mal eine andere Lehrmeinung vertritt, das geht ja oft ziemlich hin und her. Mir kommt da immer der Spruch in den Sinn, dass die „Erkenntnisse von heute die Irrtümer von Morgen“ sind."