Skihochtouren: Hoch hinaus in eine Welt aus Eis und Schnee
Du möchtest die Gipfel erlesener 3000er oder gar 4000er aus eigener Kraft erklimmen? Unser Online-Ratgeber zum Thema Skihochtouren verrät dir, welches Equipment du benötigst, wie du dich optimal kleidest und welche bekannten Routen besonders unvergessliche Momente versprechen.
Das Skihochtourgehen ist eine spezielle Form des Skitourengehens. Du hast den Begriff „Skitourengehen“ noch nie gehört? Beim Skitourengehen handelt es sich um eine faszinierende Wintersportart aus der Frühzeit des Alpinismus. Dabei bist du, anders als beim Ski alpin, üblicherweise nicht auf präparierten Pisten, sondern fernab vom Pistentrubel in der Stille der Bergwelt unterwegs. Und genau dieser Umstand führt zu einem weiteren Unterschied: Beim Skitourengehen besteigst du den Berg aus eigener Kraft. Dazu verwendest du spezielle Tourenski in Verbindung mit sogenannten Skifellen. Diese werden unterhalb deiner Ski befestigt und sorgen beim Aufstieg für die notwendige Bodenhaftung. Nachdem du den Gipfel erklommen hast, erwartet dich als Belohnung für deine körperlichen Strapazen nicht nur ein phantastischer Blick über die Landschaft, sondern auch eine rasante Abfahrt – wahlweise auf oder abseits der präparierten Pisten.
- dem Terrain
- der Ausrüstung
- dem erforderlichen Skill-Level
Der erste Unterschied liegt im Terrain bzw. im Streckenverlauf. Während eine klassische Skitour sowohl durch das Flachland als auch über leichte und mittlere Anstiege verlaufen kann, führt eine Skihochtour – wie der Name vermuten lässt – höher hinaus. Bei einer Skihochtour bewegst du dich im Aufstieg und bei der Abfahrt in der Regel oberhalb der mittleren, sommerlichen Schneegrenze (~ 3.000m) oder direkt auf dem Gletscher. Auch Skitouren, die in einer Höhe von mehr als 5.000 Metern absolviert werden, werden als Skihochtouren bezeichnet.
Die Höhenluft, wechselhafte und teilweise extreme Witterungsbedingungen sowie anspruchsvolles Gelände machen das Gehen einer Skihochtour zur Königsdisziplin des Skitourengehens. Das bedeutet für dich: Ohne ein entsprechendes Skill-Level solltest du zunächst eine klassische Skitour absolvieren, bevor du dich auf eine Skihochtour begibst. Erst, wenn du eine solide Aufstiegs- und Abfahrtstechnik beherrscht, Touren selbständig planen kannst und mit der Seil- und Sicherungstechnik auf Gletschern vertraut bist, kommt für dich eine Skihochtour in Frage.
Bei einer Skihochtour bist du regelmäßig mit extremen Wetterlagen konfrontiert. Nicht selten wechseln sich T-Shirt-taugliche Temperaturen und Minusgrade ab. Diese Bedingungen erfordern sorgsam ausgewählte Skitouren-Bekleidung. Sie muss dich nicht nur von außen gegen Wind, Nässe und Kälte schützen, sondern auch dein Körperklima regulieren. Denn: Vor allem im Anstieg kommt dein Kreislauf ordentlich in Schwung. Dabei produziert dein Körper Schweiß, um sich vor einer Überhitzung zu schützen. Das funktioniert jedoch nur dort, wo deine Haut nicht von Bekleidung bedeckt ist. Aber: Wo deine Haut ungeschützt ist, droht eine verstärkte Auskühlung. Was also tun? Die Lösung liefert das sogenannte Zwiebelprinzip. Dabei kombinierst du mehrere dünne Kleidungsschichten übereinander, so dass du dein Outfit individuell auf die jeweiligen äußeren Bedingungen anpassen kannst. Das Zwiebelprinzip besteht aus drei Elementen:
Die Basisschicht
Die unterste Kleidungsschicht trägst du direkt auf deiner Haut – sie wird als Basisschicht bezeichnet. Als Basisschicht hat sich hochwertige Skitouren-Unterwäsche bewährt. Diese besteht aus feuchtigkeitsabsorbierenden Kunstfasern, leitet deinen Schweiß nach außen hin ab und sorgt auf diese Weise für ein angenehm trockenes Tragegefühl. Auch Unterwäsche aus Merinowolle ist für Skihochtouren geeignet. Das natürliche Material verfügt über eine gute Thermoisolierung und beugt der Entstehung von Körpergeruch vor. Ungeeignet ist jedoch Unterwäsche aus Baumwolle, da diese Feuchtigkeit speichert und das Auskühlen deiner Muskulatur beschleunigt.
Die Isolations- oder Zwischenschicht
Über der Basisschicht trägst du – je nach Wetterlage – eine oder mehrere Isolationsschichten. Diese speichert deine körpereigene Wärme und schützt Muskeln und Gelenke vor einem übermäßigen Auskühlen. Bei milden Temperaturen reicht ein hochwertiges Funktionsshirt als Zwischenschicht aus, bei arktischer Kälte kombinierst du dein Shirt mit einem Skitouren-Pullover aus thermoisolierendem Fleece oder Merinowolle. Achte unbedingt darauf, dass in deiner Isolationsschicht keine Dampfsperre enthalten ist. Vor allem preiswerte Shirts und Pullover aus minderwertigen Kunstfasern neigen dazu, deinen Schweiß zwischen Haut und Kleidung „einzusperren“. Die Folgen sind ein unangenehm feuchtes Gefühl auf deiner Haut sowie eine erhöhte Körpertemperatur – fast so, als würdest du in der Sauna Sport treiben.
Die Witterungsschutzschicht
Die äußere Schicht des Zwiebelschalenprinzips wird als Witterungsschutzschicht oder Shell bezeichnet. Sie muss dich in erster Linie vor äußeren Witterungseinflüssen – also Schnee, Regen, Wind und Sonneneinstrahlung – schützen. Bei windstillen, sonnigen Wetterlagen kann diese Funktion ein langärmliges Teil der Basisschicht übernehmen, bei Nässe und Kälte sind jedoch eine wetterfeste Skitouren-Jacke sowie eine robuste Skitouren-Hose gefragt. Unser Tipp: Spare nicht am falschen Ende. Eine minderwertige Shell führt binnen kürzester Zeit zu Stauwärme und einem nassen Tragegefühl. Eine hochwertige Jacke aus Gore-Tex oder einem vergleichbaren Material sowie eine Hose aus atmungsaktiven Fasern sind für eine Skihochtour essentiell.
Für eine Skihochtour benötigst du zunächst das Basis-Equipment einer klassischen Skitour, also Tourenski, Tourenskischuhe und Tourenskistöcke sowie eine funktionale Skitouren-Ausrüstung für den Aufstieg und die Abfahrt. In unserem Online-Guide Skitouren-Ausrüstung findest du wertvolle Informationen, anhand derer du dir blitzschnell ein hochwertiges Basis-Equipment zusammenstellst. Und falls du noch auf der Suche nach passenden Tourenski bist, wirf unbedingt einen Blick auf unseren Tourenski-Ratgeber.
Neben den Basics erfordert eine Skihochtour jedoch zusätzliche Utensilien, die speziell für den Einsatz im Hochgebirge entwickelt wurden. Ein Seil, Karabiner und Reepschnüre sichern dich bei steilen Anstiegen, mit Hilfe von Eisschrauben, Steigeisen und Eispickel meisterst du auch die anspruchsvollsten Abschnitte am Gletscher. Für die Orientierung im Gelände sind ein Fernglas sowie ein GPS-Gerät zu empfehlen. Achtung: Beim Skihochtourgehen besteht eine erhöhte Lawinengefahr. Aus diesem Grund solltest du zwingend ein LVS-Gerät mitführen.
Bei Ausdauerbelastungen wird deinem Körper die notwendige Energie über Kohlenhydrate und Fette zur Verfügung gestellt. Während erstere bereits kurze Zeit nach dem Verzehr im Muskel ankommen, wirken Fette relativ langsam. Sie enthalten jedoch bei gleicher Menge doppelt so viel Energie wie Kohlenhydrate.
Bei einer eintägigen Skihochtour spielt die Auswahl des Proviants noch keine allzu große Rolle. Mit einem guten Frühstück, bestehend aus Vollkornbrot, Ei, Müsli und Saft sind deine Kohlenhydratspeicher ausreichend gefüllt. Für einen Energieschub zwischendurch greifst du zu gesüßtem Tee, Energieriegeln oder einem klassischen Wurstbrot.
Bei mehrtägigen Touren mit Selbstversorgung ist die Art der Ernährung umso wichtiger. Bedenke, dass du deine Lebensmittel nicht nur essen, sondern auch transportieren musst. Getreideprodukte, wie Nudeln, Polenta, Couscous oder Reis eignen sich perfekt für eine Skitour. Sie sind im getrockneten Zustand leicht und kompakt und weisen eine hohe Energiedichte auf. Zum Verfeinern haben sich Pulversoßen, Knoblauch, getrocknete Pilze und Parmesan bewährt. Als Frühstück oder Abendbrot ist ein hochwertiges Müsli mit getrockneten Früchten eine leckere Alternative. Es liefert dir nicht nur wertvolle Energie in Form von Kohlenhydraten, getrocknete Früchte enthalten auch einen hohen Zuckeranteil, den dein Körper binnen kürzester Zeit in Energie umwandelt.
Wichtig für alle Stoffwechselvorgänge ist jedoch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Denn: Nur ein ausreichend hydrierter Körper kann Kohlenhydrate und Fette optimal verarbeiten. Das heißt für dich: Ausreichend trinken! Pro Stunde solltest du mindestens 0,3 Liter an Flüssigkeit zuführen, um deinen Körper ausreichend zu versorgen.
Die Haute Route
Sie ist die Königin der Skihochtouren – die Haute Route. Von Chamonix in Frankreich führt dich die Haute Route in 6 Etappen von Argentiére entlang vieler Viertausender des Mont-Blanc-Gebietes bis an den Fuß des Matterhorns in Zermatt. Die Route wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Sommerroute durch die Mitglieder des Alpine Club bekannt und umfasst mindestens 12 Wander- oder 7 Skitage. Doch Vorsicht: Insbesondere bei schwierigen Verhältnissen und schlechter Sicht stellt die Haute Route eine echte Herausforderung dar, welche du nur mit entsprechenden Vorkenntnissen angehen solltest.
Die Tour zur Wildspitze
Bei dieser Tour handelt es sich um einen lohnenswerten Klassiker unter den Skihochtouren der Ostalpen. Vom Talschluss in Mittelberg im Pitztal begibst du dich zur Bergstation auf 2841 m. Nach einer kurzen Abfahrt befördert dich eine Sesselbahn auf das Mittelbergjoch (3166 m), dem eigentlichen Startpunkt der Tour. Über den Gipfel des Hinteren Brochkogel (3.628m) und den Taschachferner erreichst du den Doppelgipfel der Wildspitze – dem mit 3.768 m höchsten Berg Tirols.
Der Piz Palü
Mit seinen drei markanten Pfeilern zählt der Piz Palü zu den schönsten Gipfeln der Alpen. Diese Skihochtour startet an der Bergstation der Diavolezzabahn oder mit dem Aufstieg entlang der Skipiste zur Diavolezza-Bergstation auf einer Höhe von 2.973m. Die anschließende Abfahrt über den felsdurchsetzten Südwesthang endet auf dem Pers-Gletscher. Von hier aus steigst du durch die Cambrenabrüche mit ihren eindrucksvollen Gletscherspalten bis zum Ostgipfel des Piz Palü auf. Bei guten Verhältnissen kannst du diese Tour bis auf den Hauptgipfel mit einer Höhe von 3.900 m erweitern.
Grundausstattung für Skitouren
- Tourenski
- Skitourenschuhe
- Tourenstöcke
- Skifelle und Harscheisen
- LVS-Gerät
- Lawinenschaufel, -sonde und -rucksack
- Funktionsshirt
- Tourenhose
- Fleecepullover
- Hardshell- bzw. Regenjacke
- Skisocken
- Handy und Power-Bank
- Bargeld und EC-Karte
- Krankenkassenkarte
- Personalausweis oder Reisepass
Zusatzausrüstung für eine (mehrtägige) Skihochtour
- Wechselbekleidung (Shirt, Hose, Unterwäsche)
- Kopfbedeckung (Cap oder Stirnband)
- Sonnenbrille mit UV-Schutz
- Schal oder Schlauchtuch
- Skihandschuhe
- Rucksack (je nach Länge der Tour, mindestens jedoch 35-40 Liter)
- Regenhülle für den Rucksack
- Regenbekleidung
Spezielle Hochtourenausrüstung
- Seil (je nach Tour zwischen 30 und 50 Metern Länge)
- Klettergurt
- Kletterhelm
- Gletscherbrille
- Karabiner
- Steigeisen
- Eispickel und Eisschrauben
- Sicherungsgerät
- Prusikschlinge mit einem Durchmesser von 5-6 mm und einer Länge von 1 m.
- Reepschnüre zur Spaltenrettung mit einem Durchmesser von mind. 5 mm und einer Länge von ca. 2 m
- Bandschlingen in einer Länge von: 60 cm – bei der Selbstsicherung oder bei Alpinexen, 90 cm – bei Alpinexen, 120 cm – für Standplatzbau und Kopfschlingen, > 120 cm – beim Standplatzbau für Fortgeschrittene
- Steigklemme bzw. Spaltenbergungsset
- mobile Sicherungsmittel
- Stirnlampe
- GPS-Gerät
- Biwaksack
- Handy und Power-Bank
Ausrüstung für Übernachtungen
- Wechselbekleidung (Unterwäsche, Shirt, Hose, Socken)
- Hüttenschuhe
- Hüttenschlafsack
- Ohrstöpsel
- Hygieneartikel
- Taschenlampe
- Handtuch
- Plastikbeutel für Abfall und schmutzige Bekleidung
Gesundheit und erste Hilfe
- Erste-Hilfe-Set
- Sonnencreme
- Blasenpflaster
- Verbandsmaterial oder Tape
- Taschentücher