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Mit dem Rennrad zum Nordkap!
Als ich vor 7 Jahren meine erste mehrtägige Fahrradtour von meiner Heimat nach Hamburg gemacht habe, habe ich nicht erwartet, dass mich etwas dermaßen fesseln kann. Wer mich heute kennt, weiß, dass ich mich grundsätzlich immer am Planen meines nächsten Fahrradabenteuer befinde. Der bisherige Höhepunkt war eine 10.000 km lange Reise von München nach Georgien im Jahre 2021. Eine Reise, die mir wieder einmal deutlich gemacht hat, dass es nicht viel braucht, um glücklich zu sein. Ab und zu braucht es lediglich ein bisschen Mut und Abenteuerlust!
Seit einigen Jahren habe ich das Nordkap bereits als potenzielles Ziel auf meiner Bucketlist. Einmal quer durch Europa und dabei unbekannte Länder, Landschaften und Kulturen entdecken, dabei frische Luft atmen und den ganzen Tag im Freien verbringen. Abends unter den Sternen schlafen und, während sich der Morgentau legt, langsam wieder in den Tag starten.
Das mag für viele verrückt klingen, für mich ist es ein Lebenselixier, das mich den Alltagsstress vergessen und mich jedes Mal aufs Neue spüren lässt, wie schön und intensiv das Leben sein kann!
Eine großartige Gelegenheit, zum Nordkap zu radeln, bot sich dieses Jahr mit dem Northcape 4000 Event an. Was das genau ist, erfahrt ihr im nächsten Abschnitt. Dies ist auch für mich eine neue Erfahrung, da ich mein bewährtes Touringbike gegen mein Rennrad eintausche und so deutlich leichter, schneller, aber auch weitaus unflexibler unterwegs sein werde. Zumal ich mein Körper darauf vorbereiten muss, 250 bis 300 km am Tag zurückzulegen – und das über mehrere Wochen hinaus. Aber hey, wer seine Grenzen verschieben möchte, der muss sich auch neuen Herausforderungen stellen!
Über das Northcape 4000 Race
Beim Northcape 4000 handelt es sich um ein unsupportetes Ultracycling Race von Turin bis zum Nordkap nach Norwegen. "Unsupportet" bedeutet in diesem Sinne, dass keine Hilfe von außen entgegengenommen werden darf. Der Startschuss ist am 22. Juli 2023.
Mit seinen 4.200km gilt es neben dem Transcontinental Race als eines der längsten Ultracycling Rennen in Europa. Nicht nur 10 Länder werden auf der langen Odyssee durchquert, sondern auch der nördliche Polarkreis überschritten, was für viele Abenteurer sicherlich eine reizvolle Challenge ist.
Der Startpunkt variiert von Jahr zu Jahr und ist in der diesjährigen und 6. Ausgabe in Turin. Auf der genau vorgegebenen Route werden die vier Checkpoints Lausanne, Paris, Oslo und Lappland angesteuert, bei denen man jeweils seinen ersehnten Stempel bekommt. Die zurückgelegte Strecke wird dabei per GPS getrackt und bei jedem dieser Etappenziele abgeglichen. Da das Event auf 25 Tage begrenzt ist, wird eine tägliche Durchschnittsdistanz von rund 170km vorausgesetzt.
Insgesamt stellen sich 280 internationale TeilnehmerInnen dieser schwierigen Aufgabe. So fordert sicherlich jede und jeder die eigene Leidensfähigkeit heraus.
Meine Vorbereitung
Die physische Vorbereitung auf das Race ist natürlich ein essenzieller und intensiver Faktor, bei weitem aber nicht der einzige. Nicht nur mein Körper muss fit sein, sondern auch mein Kopf – denn schlechte Witterungsbedingungen wie starker Gegenwind, Dauerregen und Hitze können einen schonmal auf die Probe stellen.
Auch mit der Einsamkeit muss man umgehen können, denn in der Regel sind Konversationen je nach Straßenbedingungen und Gesellschaft Mangelware. Eines meiner Mittel gegen Einsamkeit ist es, Musik zu hören und dabei laut mitzusingen. Ganz egal wie wenig ich dabei die Töne treffe. Oftmals verliere ich mich in meinen Gedanken und/oder schmiede bereits neue Abenteuerpläne.
Ein wichtiger Punkt ist es auch, sich mit seinem Equipment auseinanderzusetzen. Vor 2 Jahren habe ich den Fehler gemacht und mich nicht im Vorfeld mit dem Benzinkocher und meinem neuen Navigationssystem beschäftigt. Das hat sich im Nachgang gerecht – aber zumindest haben die Restaurantbesitzer davon stark profitiert.
Aus Sicherheitsgründen habe ich mir sogar Kontaktlinsen machen lassen – damit ich auch auf dem Bike den totalen Durchblick habe.
Meine physische Vorbereitung wiederum setzt sich derzeit aus Laufen, Volleyball, Radeln und Fitnesstraining zusammen. Außerdem dehne ich mich nach jeder Session auch intensiv, um körperlichen Beschwerden vorzubeugen. Tatsächlich gibt es nur wenige Tage, an denen ich nicht aktiv bin.
Jetzt, wo der Frühling nach und nach zum Vorschein kommt, wird der Radelanteil auf dem Rennrad sukzessiv erhöht. Dabei werde ich sowohl kurze und knackige Feierabendtouren als auch lange, ausgedehnte Mehrtagestouren einplanen.
Auf einen teilweise noch unterschätzten Bereich möchte ich im nachfolgenden ausführlicher eingehen, nämlich dem …
... Bikefitting!
Beim Bikefitting wird das Rad optimal auf den/die FahrerIn eingestellt. Hierbei geht man in der Regel individuell auf die Bedürfnisse (z.B. Komfort vs. Performance) und Beschwerden der KundInnen ein.
Welche Vorteile hat das Bikefitting?
- Schmerzfrei fahren
- Leistungssteigerung
- Komfortsteigerung
- Überbelastung vorbeugen (präventiv)
Wer regelmäßig und viel fährt, kommt hier voll auf seine Kosten, denn das Ergebnis ist ein völlig neues Fahrgefühl. Durch Optimierung der Kraftübertragung erhält man zudem eine Effizienz- bzw. Leistungssteigerung. Schmerzen, die gestern noch präsent und eine Einschränkung waren, können so punktuell ausgeschaltet werden.
Welche Probleme können beim Fahrradfahren entstehen?
- Knieprobleme
- Rückenschmerzen (vor allem im unteren Rücken)
- Nackenschmerzen
- Probleme mit der Achillesferse
- Hände, Füße oder Zehen schlafen ein
Beim Bikefitting berücksichtigt man auf der einen Seite die individuelle Anatomie und persönliche Ziele. Auf der anderen Seite konzentriert man sich auf die 3 Kontaktpunkte zwischen Körper und Rad: Sattel, Lenker und Pedale. Alles wird nun in Balance bzw. in Einklang gebracht. Wichtige Indikatoren dabei sind Kniewinkel, Hüftwinkel und Armwinkel, die mehrfach gemessen und dokumentiert werden. Auch der Druck auf den Sattel kann durch eine Druckmessung gezielt reduziert und austariert werden. Die Nackenspannung nimmt durch Anpassen des Vorbaus oder des Lenkers stark ab.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Probleme beim Radeln sehr schnell auftreten und langwierig sein können. So hatte ich zu Beginn oftmals Probleme mit tauben Fingern. Von meinen Nackenschmerzen ganz zu schweigen. In 2021 bin ich 10.000 km bis nach Georgien gefahren und hatte dank eines kompetenten Bikefittings keinerlei Beschwerden.
Du hast Interesse am Bikefitting? In unserer Filiale in Stuttgart bieten wir diesen Service bereits an!
Wie ich mein Fahrrad ansonsten flott mache
Nach dem gefühlt endlosen Winter musste ich mein Rennrad erstmal sorgfältig entstauben und gründlich putzen. Hier lege ich viel Wert darauf, seinen Antrieb regelmäßig zu reinigen (ca. alle 500 km).
Die Kette sollte entfettet und neu geölt werden. Dazu verwende ich z.B. zwei aussortierte Zahnbürsten, die ich aneinandergebunden habe. Ich lasse dann die Kette einfach durch die beiden Bürstenköpfe gleiten. Beim Ölen solltest du darauf achten, dass du nur die Kettenglieder punktuell betröpfelst.
Bei der Kassette reicht es aus, wenn diese ordentlich geschrubbt wird oder du mit einem Tuch durch die einzelnen Blätter gehst. Hier kann sich viel grober Dreck ansammeln, der die Schaltperformance beinträchtigen kann. Das trifft ebenfalls zu, wenn du zu viel Öl verwendest.
Ganz wichtig ist es auch die beiden kleinen Schaltröllchen am Schaltwerk vom Schmutz zu befreien. Hier kannst du einfach einen Schraubenzieher verwenden, den du gegen das Röllchen hältst, während du die Kurbel vorsichtig zurückdrehst. Du wirst dich wundern, wie viel Dreck dabei zum Vorschein kommt. Spätestens, wenn dein Fahrrad nervtötende Geräusche beim Treten oder Schalten macht, solltest du den Antrieb einmal reinigen. Dein Fahrrad und deine Mitmenschen werden es dir danken.
Den Rahmen kannst du sorgfältig mit warmem Wasser oder Spülmittel putzen. Einen Hochdruckreiniger würde ich nur bedingt empfehlen, da er auch viel Schaden anrichten kann. Und auf geht’s!
Wer meine Vorbereitung und Reise mitverfolgen möchte, kann das gerne auf Instagram unter paddy.langhorst tun :)
In diesem Sinne
Never Stop Riding!
Stay tuned und verfolge meine Reise weiter - auch hier im Blog!